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Ikarus

Hallo Internet.

Ein jeder Anfang kann manchmal schwerfallen. Manchmal fühlt man sich wie ein junger Vogel, dem das Nest zu eng geworden ist und der sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich auszubrechen und frei zu sein. Aber dann dreht sich der Vogel um und schaut über den Rand des heimischen Nests, das doch die ganze Zeit Wärme und Schutz geboten hat. Da klafft der Abgrund und er macht Angst…

Vielleicht kennt ihr dieses Gefühl auch. Man weiß nicht, was auf einen draufzukommt. Die eigene Zukunft erscheint irgendwie ungewiss, aber umdrehen oder stehenbleiben geht nicht oder will man nicht.

Mein Name ist June und ich stehe gerade an solch einem Scheideweg des Lebens.

Vor ein paar Monaten habe ich mein Studium abgebrochen und versuche seitdem, mein Leben neu zu sortieren. Das gestaltet sich allerdings etwas schwierig, weil ich plötzlich unendlich viel Zeit habe, über ganz grundlegende Fragen nachzudenken. Wer bin ich eigentlich? Wo sehe ich mich später mal im Leben? Und komme ich dahin, auch wenn ich auf dem Weg tausend Fehler mache? Schaffe ich das überhaupt? Was sind denn meine Stärken? Warum kriegen andere Leute ihr Leben geregelt, aber ich nicht? Was mache ich denn falsch? Und und und…

Ihr seht vielleicht, dass ich mich bei dem ganzen Fragenstellen und Grübeln etwas verloren habe. Etwas vom Weg abgekommen bin. Die Angst vor dem Abgrund hat mich übermannt und seit geraumer Zeit nicht mehr losgelassen. Sie schwebt wie eine dicke schwarze Wolke über mir und begleitet mich in meinem Alltag. Häufig weine ich wegen ihr. Häufig lenkt sie mich von den wesentlichen Dingen ab. Sie nimmt mir den Spaß an all den Dingen, die früher mein Lebensinhalt waren und mir Freude bereitet haben. Sie legt sich wie ein Filter über mein Selbstbild. Aber kein hübscher Instagram-Filter, der die Realität etwas schöner macht. Wenn ich in den Spiegel schaue, dann ist das so, als ob ich versuchen würde, auf den Grund einer tiefen Matschpfütze zu blicken. Ich kann ihn erahnen, aber wirklich sehen werde ich ihn nicht.

Was mich am meisten belastet, ist die Angst wie sie immer mehr die Beziehung zu meinen Mitmenschen und Liebsten beeinflusst. Ich distanziere mich, ich bin schnell gereizt oder von einer Sekunde auf die nächste tieftraurig.

So kann es jedenfalls nicht mehr weitergehen. Ich will und muss etwas ändern. Deshalb habe ich beschlossen, eine Therapie zu beginnen und meine Probleme endlich in die Hand zu nehmen. Corona belastet viele Menschen auch psychisch. Nur leider wird die mentale Gesundheit häufig vergessen oder nur nebensächlich betrachtet. Jedes Fünkchen Aufmerksamkeit tut der Thematik gut und vielleicht erreiche ich ja da draußen jemanden, dem es ähnlich geht und der sich gerade genauso allein fühlt.

Auch wenn aller Anfang manchmal schwer ist, braucht es nur etwas Mut und einen beherzten Sprung aus dem Nest, damit man fliegen lernt.

In diesem Sinne, bis bald.

Eure June

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